Dienstag, 2. August 2016

Enten füttern verboten! - Aber warum eigentlich?


Schon vor etwa 10 Jahren gab es am Völser Teich massive Probleme, die durch Fütterung der Enten verursacht waren. Durch Aufklärungsarbeit der ARGE Völser Teich gelang es dieses Problem in den Griff zu bekommen.
In den letzen Jahren nahmen die Fütterungen und die damit verbundenen Probleme aber leider wieder zu. Daher heißt es jetzt: „Entenfüttern verboten – reloaded!“

Für viele Menschen ist die Entenfütterung am Völser Teich ein beliebtes Freizeitvergnügen. Vor allem Familien mit Kindern sind von den vielen "immer hungrigen" Enten, die beim Füttern ganz nahe heran kommen, begeistert.

Meist wird diesem Zeitvertreib im guten Glauben nachgegangen den Tieren etwas Gutes zu tun. Viele Leute wissen nicht, dass dadurch schwerwiegende Probleme für die Tier- und Pflanzenwelt am Völser Teich und sogar tödliche Vergiftungen durch Botulismusbakterien verursacht werden können.
Stockenten sind wild lebende Tiere. In der Natur leben an einem Gewässer normalerweise nur so viele Enten, wie es das Nahrungsangebot zulässt. Am Völser Teich sind das 1-2 Brutpaare mit jeweils 2-3 Jungen.

Dieser Regelmechanismus geht durch Fütterungen verloren. Je mehr gefüttert wird, desto mehr Enten werden angelockt. Die Tiere gewöhnen sich an die Fütterungen und hören mitunter sogar auf selbst Nahrung zu suchen.

Momentan lässt sich eine, mindestens 30 Individuen zählende, Gruppe von „Hausentenmischlingen“ am Völser Teich füttern. Zu viele!

Das gefressene Brot wird als Kot wieder ins Wasser abgegeben, was zu einer Überdüngung (Eutrophierung) führt. Dadurch können sich Algen explosionsartig vermehren und wachsen. Wenn sie absterben und verfaulen kommt es zu Sauerstoff zehrenden Prozessen, die das biologische Gleichgewicht bedrohen. Es kann zum "Umkippen“ des Gewässers kommen.

Brot, welches auf den Teichgrund sinkt, wird zersetzt und verbraucht dabei Sauerstoff, den die Wasserorganismen dringend zum Leben brauchen. Bei der Zersetzung von 1,5 Kilogramm Brot wird der Sauerstoff aus 100 Kubikmetern Wasser verbraucht. In den Zonen ohne oder mit geringem Sauerstoffgehalt können sich vor allem im Sommer die so genannten Botulismus-Bakterien entwickeln, die ein starkes Nervengift ausscheiden. Gründelne Enten nehmen dieses Gift auf und sterben langsam und qualvoll an Muskellähmung.

Durch unnatürlich hohe Dichten des Wassergeflügels steigt auch das Risiko anderer Infektionen wie etwa Salmonellose. Bereits ein reales Problem am Völser Teich war vor 10 Jahren der Erreger der Enten-Bilharziose. Dieser Saugwurm befällt normalerweise nur Vögel. Wo es durch Fütterungen zu Massenansammlungen von Enten kommt, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Gabelschwanzlarven des Wurms (Cercarien) den falschen warmblütigen Wirt (Mensch, Hund...) befallen und die sehr unangenehme Cercariendermatitis auslösen.

Soweit wollen wir es nicht wieder kommen lassen!

Bitte verzichten Sie aus diesen guten Gründen auf das Entenfüttern und machen Sie auch andere darauf aufmerksam!


Bezzel, E. 1985: Kompendium der Vögel Mitteleuropas: Nonpasseriformes/Nichtsingvögel, Wiesbaden Aula Verlag. 705-708.